Donnerstag, 9. Mai 2013

Die Hypisierung des Journalismus (oder auch: Der kalkulierte Shitstorm als Geschäftskonzept)

Panikmache
 (CC BY-NC-SA 2.0/mkorsakov)
Getrieben durchs Internet, scheinen Journalisten heutzutage nur noch einen Antrieb zu haben: Einen
Medienhype nach dem Anderen zu generieren. Zum Einen, um dem Trend der sinkenden Auflagen entgegenzuwirken, zum anderen will man um jeden Preis Klicks generieren. Das wird kurzfristig manchem Verlag beim überleben helfen, aber langfristig dem Journalismus schaden. Natürlich gab es solche Phänomene schon immer, aber ich habe das Gefühl es wird mehr und es wird schlimmer. Das ganze wird natürlich nur die Sozialen Medien und die dortige Verbreitung noch befördert. Es geht nicht mehr um Differenzierung, denn nur die Skandalisierung verspricht die Aufmerksamkeit und die Klicks. Ich überlege mittlerweile genau, was ich klicke und teile. Wurde da wieder was völlig aus dem Zusammenhang gerissen? Wird da wieder mit Halbwissen versucht eine Story zu bauen?

Was ich bei Wulff und Guttenberg noch mitgemacht habe, wird mir mehr und mehr zuwider (Nur zur Klarstellung: Ich bin trotz dessen, dass ich denke, dass auch in diesen Fällen zu dick aufgetragen wurde, nach wie vor der Meinung, dass bei beiden der Rücktritt angebracht war). Ich habe es damals auch zu gerne mitgemacht, weil es da um den politischen Gegner ging. Jetzt bin so richtig aufgewacht bei der Hetzkampagne gegen Peer Steinbrück. Bei der "der/die/das Gott Geschichte um Frau Schröder hab ich dann bewusst nicht mitgemacht. Und das obwohl es sich um den politischen Gegner und eine furchtbare Person handelt.

Besonders gerne, werden aus seitenlangen Printartikeln einzelne Sätze vorab veröffentlicht. Das ist eine Win-win-win-Situation es bringt dem Netz etwas um sich daran abzuarbeiten (aufzugeilen), den Online-Portalen Klicks und steigert den Verkauf des Printmediums. Das Problem an der verkürzten Skandal-Voranmeldung ist, dass bei der großen Masse nur das hängen bleibt. Eine Minderheit liest dann den späteren Artikel.

Journalisten haben eigentlich eine wichtige Aufgabe in unserer Demokratie. Nämlich zu hinterfragen, zu erklären und auch die Mächtigen zu kontrollieren. Dieser hehre Auftrag wird von manchen "Journalisten" mit Füßen getreten.

Journalismus auf Bildniveau ist nicht die Rettung, es ist der Untergang. Diese Art des "Journalismus" kann jeder Dahergelaufene betreiben. Journalisten haben nur eine Chance, wenn sie sich qualitativ abgrenzen.

Eine verkürzende Meinungsmache kann Personen ungerechtfertigt beschädigen, sie wird aber auch unserer Demokratie auf die Dauer Schaden zufügen. Die Pressefreiheit die wir in Deutschland haben, ist eine Verpflichtung für Journalisten.
Ich rufe alle Journalisten auf, sich ihrer Verantwortung bewusst zu werden.

Alle Leser rufe ich auf, solche Hypes nicht all zu ernstzunehmen und den schlechten Journalismus nicht durch Kauf oder Klick zu belohnen.

Ich werde zukünftig, auch beim politischen Gegner und auch bei Personen die ich nicht mag, versuchen, nicht mitzumachen beim lustigen Haudrauf. Das wird schwer im bevorstehenden Wahlkampf.

Angelehnt ans Motto "kein Applaus für Scheiße" rufe ich aus "keine Klicks für Schund".

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